Skandal rund um Maître Leherb und seine Repräsentation Österreichs bei der XXXIII. Biennale in Venedig 1964
Im Jahr 1964 geht es um die Frage, wer bei der Biennale in Venedig in diesem Jahr Österreich repräsentiert.
Der Biennale-Komissar, Prof. Vinzenz Oberhammer, spricht sich für Maître Leherb und Alfred Hrdlicka aus.
Jedoch tritt Prof. Oberhammer wegen Arbeitsüberlastung durch eine große Österreich-Ausstellung im Schloß Versailles in Paris von seinem Amt zurück.
Der Kunstkritiker Dr. Ernst Köller setzt sich beim neuen Komissar Dr. Wilhelm Mrazek vom Museum für angewandte Kunst in Wien für das “Zeitzerstörungsmanifest” vom Maître Leherb ein. Dem stimmt Dr. Mrazek uneingeschränkt zu.
Zur gleichen Zeit ist auch der Leiter des österreichischen Kulturinstituts in Rom, Dr. Walter Zettl dafür, dass das “Zeitzerstörungsmanifest” bei der Biennale im Österreich-Pavillion gezeigt werden soll.
Völlig überraschend wird der amtierende Unterrichtsminister Dr. Heinrich Drimmel von Theodor Piffl-Percevic abgelöst. Dieser ist ein Sprachrohr der klerikalen Clique in der damaligen ÖVP-Alleinregierung unter Bundeskanzler Josef Klaus und lehnt vehement ab, dass Maître Leherb Österreich bei der Biennale in Venedig repräsentiert.
Daraufhin wird der Österreich-Pavillion in Venedig einfach geschlossen.
Der damit ausgelöste Kunstskandal unmittelbar vor der Eröffnung der Biennale füllt tagelang die Titelseiten der Zeitungen in Österreich.
Unter dem Druck der Öffentlichkeit muss schließlich der neue Unterrichtsminister den Komissar mit der Nominierung eines anderen Künstlers betrauen. Daraufhin tritt Dr. Mrazek zurück.
Eine eilends zusammengestellte Jury nominiert den ausgezeichneten 70-jährigen Landschaftsmaler und Prof. der Akademie der bildenden Künste Wien, Dr. Herbert Böckl.
Dieser entschuldigt sich persönlich bei Maître Leherb, und zeigt zusammen mit dem Plastiker Alfred Hrdlicka während der XXXII. Biennale in Venedig im Österreich-Pavillion sein Werk.
Der infolge ausgelöste mediale Sturm der Entrüstung beschäftigt Monate lang die Öffentlichkeit rund um die Welt.
Unmittelbar danach nimmt André Breton mittels eines Briefes Kontakt mit Maître Leherb auf.
Daraufhin schließt sich Maître Leherb dem Kreis der Surrealisten in Paris an.
Hier der Link zu einem Artikel rund um den Biennale-Skandal 1964:
Maître Leherb
Relikte eines vergessenen Skandals
1964 wurde Maître Leherbs die Teilnahme an der Biennale Venedig untersagt
https://www.derstandard.at/story/2000013249885/relikte-eines-vergessenen-skandals